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Andacht März 2025Der Prophet Amos war ein sozialkritischer Prophet aus dem Südreich Juda,der im 8. Jahrhundert v. Chr. im Nordreich Israel wirkte.Harte Worte findet der Prophet Amos gegen Feiertage und Gottesdienste der damaligen Zeit. Er schreibt: 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören,24 sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. Hassen, verabscheuen, nicht riechen können, kein Gefallen haben, nicht unter die Augen kommen, laßt mich in Ruhe, kompromißlos kritisiert Amos die Gottesdienste. Warum eigentlich? Was ist so falsch daran, Gott ein Opfer bringen zu wollen und Lieder und Harfenspiel anzustimmen?Schauen wir uns den Kontext an. Amos stammte aus Tekoa, einem kleinen Ort in der Nähe von Jerusalem. Als Schafzüchter lebte er im Südreich Juda, bis Gott ihn als Prophet in das Nordreich schickte, um dort, in der Hauptstadt Samaria, das Gericht über König und Volk anzukündigen. Mit seiner Botschaft richtet er sich vor allen Dingen an die wohlhabende Oberschicht, die sich durch Gewalt und Bestechung immer mehr am wirtschaftlichen Aufschwung bereichert. Genau dort ist die Kritik an den Gottesdiensten zu verankern. Der religiöse Kult profitierte von der Wohlhabenheit. Die Zahl der Opfergaben wurde immer grösser. Der Gottesdienst sorgte für ein gutes Gewissen trotz böser Taten. Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden immer ärmer. Diese Mißverhältnisse benennt Amos äußerst deutlich und droht mit Gottes Gericht. In den Versen, die unserem Abschnitt vorausgehen, trägt Amos die Gerichtsbotschaft in einer Totenklage vor.Die Umkehr des Volkes ist ausgeschlossen und der Untergang Israels unausweichlich. Der Prophet Amos predigt damit einen Gott, der sich für das Recht und gerechte Verhältnisse einsetzt. Er verkündigt einen Gott, der sich nicht damit abfinden will, wenn die Diskrepanz zwischen Gottesdienst und Alltag untragbar und unerträglich wird. Israel mag sich nicht mehr daran erinnern, Gott zu danken und zu loben, daß sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit, sie in ihr Land geführt und bewahrt hat. Ihr Gelöbnis, sich an die Gebote Gottes zu halten und sich für die Rechte ihrer Mitmenschen einzusetzen, scheint vergessen zu sein. Mehr als 2700 Jahre später ist die soziale Not in unserer Welt genauso groß, wenn nicht sogar noch größer. Es ist schwierig, soziale Mißstände zu beheben und gerechte Verhältnisse zu schaffen.Wer es versucht wird mißtrauisch betrachtet. Der brasilianische Bischof Dom Helder Camara sagte einmal: „Wenn ich den Armen zu essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, schimpfen sie mich einen Kommunisten.“Die Passionszeit fragt uns jedes Jahr, was wir konkret tun wollen, damit das Recht wie Wasser strömt und die Gerechtigkeit wie ein Bach, der nie versiegt. Wie gehen wir mit dieser Frage um? Motiviert und stimuliert sie uns? Oder im Gegenteil, fühlen wir uns durch diese Frage entmutigt oder gar überfordert? Dürften wir uns nicht gestärkt fühlen, in dem Wissen, daß Gott selber sich für Gerechtigkeit und Recht einsetzt und uns begleiten und inspirieren wird in unserem solidarischen Handeln?Ich verstehe diesen Text als eine Einladung, mich mehr für Glaube, Hoffnung, Liebe, Zärtlichkeit, Neugier und kreatives Schaffen einzusetzen, damit Entmutigung, Zweifel, Haß, Kälte und Gleichgültigkeit immer weniger Platz in dieser Welt haben.Aus Tod kann Leben erstehen, Recht, das wie Wasser strömt und Gerechtigkeit wie ein Bach,der nie versiegt. Sprudelndes Leben im geschwisterlichen Miteinander!Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt.
Andacht Februar 2025Im Monatsspruch im Februar 2025 aus dem letzten Vers von Psalm 16 bringt der Beter oder die Beterin mit wenigen Worten sein Bekenntnis zu Gott zum Ausdruck: „Du tust mir kund den Weg zum Leben.“ (Psalm 16,11). Sein oder ihr Leben ist getragen von einem tiefen Vertrauen in Gott, das in jedem Vers des Gebets bekannt wird. „Bewahre mich Gott, denn ich traue auf dich.“ So beginnt der oder die Betende, und scheint sich bewußt zu sein, daß das Vertrauen eine Gabe Gottes ist.Dieses Vertrauen ist in das betende Herz eingeschrieben, und dankbar wird diese Gabe angenommen. Der Vers des Monatsspruchs erinnert mich an die Entscheidung, or die Mose das Volk Israel stellt. Er erinnert an die Gebote der Thora und ruft zur Entscheidung zwischen Leben und Glück oder Tod und Unglück auf. Mose spricht: „Liebe den Herrn, deinen Gott. Gehe auf seinen Wegen“ (Deuteronomium 30,15–20). Auf Gottes Wegen gehen heißt, seinem Ruf zu folgen. Es geht darum, Leben in einem umfassenden Sinn zu gewinnen, indem wir tun, was wir tun sollen. Dabei geht es nicht darum, einer Norm gerecht zu werden. Der Ruf Gottes wird konkret in Bund und Gesetz. Beides sind Gottesgaben an sein Volk Israel. Der Bund ist nicht revidierbar, Gott ist ihn auf ewig mit seinem Volk eingegangen. Was das Gesetz betrifft, so ist es eher als Weisung zu verstehen. Der Begriff Gesetz erweckt den Eindruck der ewigen Geltung, in Stein gemeißelt, unveränderbar für immer. Der Begriff Weisung ist hier nicht so starr, er läßt eine Entwicklung im gesellschaftlichen Dialog zu. Dieser Dialog ist zu allen Zeiten geführt worden, von den Propheten bis hin zum frühen Judentum zur Zeit Jesu und darüber hinaus bis heute. Jesus selbst hat in diesem Dialog gestanden, ohne jedoch das Feld der Thora zu verlassen. Dabei ging es immer darum, in diesem gemeinschaftlichen Ringen den Sinn des Lebens aufzudecken und deutlich zu machen, daß wir die Verantwortung für das Leben auf Erden haben. Die uns übertragene Sorge für Gottes Schöpfung nimmt uns in diese Verantwortung. Das gilt für uns als Einzelne und als Gesellschaft. Die Rückbesinnung auf Gottes Bund und Weisung kann uns den Weg zeigen, der zu gehen ist. Der Prophet Jesaja hat zu seiner Zeit gesehen, wie Menschen von diesem Weg abkommen können und wie sie blind auf den Abgrund zulaufen: „Wir hatten uns verirrt wie Schafe. Jeder kümmerte sich nur um seinen eigenen Weg.“ (Jesaja 53,6) Auch der Beter von Psalm 16 sieht die Gefahr, daß andere Wege in die Irre führen können. Wenn jeder nur auf seinen Weg sieht, dann schließt das von vornherein jedes Gespräch mit anderen aus. Dabei denke ich an ein heute mehr denn je notwendiges Gespräch zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Angesichts einer religiös vielfältigen Gesellschaft wie der unseren darf dieser interreligiöse Dialog nicht ausschließlich auf Begegnungen offizieller Religionsvertreter beschränkt sein. Ebenso wichtig ist es, dieses Gespräch auch in unserem Alltag zu suchen und zu führen. Gelegenheiten dazu sollten sich finden, wenn wir nicht nur auf unseren Weg schauen. Ich bin mir bewußt, daß ich dann keinen Absolutheitsanspruch auf meinen Weg erheben kann. Den darf ich aufgeben, ohne von dem Weg abzuirren, den Gott mir kundtut. Die Liebe gegenüber den Mitmenschen und das Vertrauen in Gott schließt Toleranz gegenüber Menschen anderen Glaubens als des meinen ein. Das schmälert nicht die Bedeutung, die der letzte Vers von Psalm 16 für mich hat. Dem Ruf zum Leben folgen und die Verantwortung übernehmen, die aus diesem Ruf erwächst. Und das heißt, an der Verwirklichung eines guten Lebens in Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten mit allen Menschen, die guten Willens sind. „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“AMEN