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Andacht März 2023

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? fragt Paulus im Römerbrief (Römer 8,35) Auf diese Frage fällt uns vieles ein. Wie alle vor uns suchen wir nach Gewißheit, wollen unser Leben eingeordnet wissen in einen Rahmen, in ein Zuhause. Aber der Himmel ist leer, ein sprachloser, unendlicher Raum. Kein Haus, das uns birgt, kein Ziel, das sich lohnt. Die Erde wird zu klein für die Vielen, ein zu heißes Pflaster, ein sinkendes Schiff. Die Zukunft ist nur eine Frage der Zeit, keine Frage nach Gott. Gelassenheit verkommt dazu, daß ich mich in mein Schicksal füge, nicht daß ich mich in einen Gott berge. Hoffnung wird zum Wunsch, es möge sich nichts ändern. Das hat uns der Krieg gegen die Ukraine nicht weniger gezeigt wie die weltweit noch viel dramatischeren Folgen der Klimakatastrophe. Paulus zählt auf, was Christen wie er damals leiden und befürchten. Ihre Angst ist real, sie werden verfolgt, haben Hunger, sind bedroht durch Waffen und die, die sie führen. Sie sind bedroht von dunklen Mächten, die man in der Antike oft zwischen Himmel und Erde vermutet. Damals in Rom, heute bei uns. Überall legt sich die Macht der Mächtigen wie eine Last auf die, die ihnen im Weg stehen. Wir müßten darüber reden, auf welcher Seite wir nun stehen: Auf der Seite derer, die verfolgen oder derer, die verfolgt werden. Aber zuerst muß diese Zumutung noch einmal deutlich werden: Nichts kann die Kinder Gottes trennen von der Liebe Christi, von der Liebe Gottes in Christus. Wir haben ein Zuhause, das wir uns nicht selbst bauen müssen. Keine Schwäche, keine Fremde, keine Krankheit, auch nicht der Tod kann uns nehmen, was Gott uns in Christus geschenkt hat. Ein Leben lang und über unser Leben hinaus können wir ernten, was wir nicht gesät haben. Die Zeugen der Bibel muten uns den Glauben zu, daß der lebendige Christus „im Regiment ist“, wie es die Alten sagten. Hier. Mitten im Elend, im Ausland, in der Fremde. Und das ist nun nicht nur ein Problem des Verstandes, sondern ein Problem auch der leeren Mägen, der verseuchten Gewässer, der müden Ehen und der sprachlosen Erzieher. So weit weg scheinen die guten Bilder der Bibel, daß sie nur noch auf ein besseres Jenseits vertrösten. So nah ist die Macht der Verlogenheit und so greifbar ihr Erfolg. Weil unsre Hoffnungen zerbrochen werden, verrechnet in Cent und Euro, hören wir so oft, man könne sich für den Glauben schließlich nichts kaufen. Anstatt Hoffnung das Nachrechnen, wann es wieder zu einem Urlaub reicht. Anstatt Arbeit nur Geldverdienen, anstatt Freundschaft gemeinsame Freizeitgestaltung und anstatt Begegnen Termine abhaken. Oft lebt der Mensch nicht aus Hoffnung, sondern aus der Tiefkühltruhe. Paulus lädt die Christen in Rom und anderswo leidenschaftlich ein zum Ausstieg aus dem Töten und Getötet-Werden, aus Weinen und Zum-Weinen-Bringen, aus Belasten und Erdrückt-Werden. Christen haben das Mitmachen nicht nötig. Da ist nicht ein Fleck, kein Problem auf dieser Erde, in dem etwa Jesus Christus nicht Herr ist. Christen können der Welt den Weg zeigen, wie sie wieder zu ihrem Gott findet, wie sie Sinn und Zusammenhalt findet. Wie sie dem Scherbenhaufen kreativ neue Gestalt geben kann. Es gibt keine Scherben und keine Bruchstücke, deren Heiland und Gott Jesus Christus nicht wäre. Am Ende des 2. Jahrhunderts erhält ein Mann namens Diognet, einen Brief, in dem beschrieben wird, was Christen sind. Er liest dort: „Christen nämlich sind weder durch Heimat noch durch Sprache noch durch Sitten von den übrigen Menschen unterschieden. … sie bewohnen weder irgendwo eigene Städte noch verwenden sie eine abweichende Sprache noch führen sie ein abgesondertes Leben … Sie heiraten wie alle und zeugen Kinder … Mißachtet werden sie und in der Verachtung gerühmt; verlästert werden sie und doch für gerecht befunden … Was im Leib die Seele ist, das sind in der Menschheit die Christen … An einen solchen erhabenen Platz hat Gott sie selbst versetzt, den zu verlassen ihnen nicht zusteht.“  Um nicht mißverstanden zu werden: Wir sind keine Elite, nichts Besseres. Es geht um Jesus Christus. Was sollen wir denn erzählen, wenn nicht von ihm? Wie sollen wir denn leben, wenn nicht nach seinen Regeln? Wir sind befreit von der Angst, der leere Himmel, die übervölkerte Erde, die trostlose Zukunft könnte alles gewesen sein. Dazu hat uns Christus befreit, daß wir jedem Zerbrochenen sagen: Das ist und das war nicht alles. Vielleicht sind wir im 21. Jahrhundert gefordert, Trümmerfrauen und Trümmermänner zu sein, dem Scherbenhaufen in Liebe eine neue Gestalt zu geben. Das traut uns die Liebe Christi zu: Einer herzlosen Zeit ein Herz zu geben; einer berechnenden Welt Zärtlichkeit zu verordnen; verwundete Seelen zu heilen. Doch bei allem bleibt wesentlich: Daß wir so leben, daß daran, wie wir leben, keiner mehr zerbricht.
AMEN


Andacht Februar 2023

Eine der sympathischsten Figuren im Ersten Testament ist Sara. Wir hören sie nämlich lachen.
Und dieses Lachen steckt an. Grund für ihre Erheiterung boten drei Reisende, die eines Tages vor ihrer Jurte standen, die sie sich mit dem alten Abraham, ihrem Mann, teilte. Beide gehörten sie zu einem wandernden Hirten- und Nomadenvolk, das mit seinen Herden von Ort zu Ort zog und immer wieder neue, geeignete Weideplätze suchte. Sara und Abraham, ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, das schon viel von der Welt und vom Leben gesehen hatte, bekommt also Besuch. Gott besucht sie in der Gestalt von drei Reisenden. Und diese Reisenden bringen Abraham eine Botschaft, während Sara irgendwo hinter ihnen im Zelt wirtschaftet, um ihnen ein Essen zuzubereiten. Und sie bekommt dort hinter den dünnen Zeltwänden mit halbem Ohr und durchaus neugierig die Botschaft der drei Reisenden mit: Wir werden wiederkommen, übers Jahr; und dann wird Sara einen Sohn haben. Wir stellen uns den Moment des Schweigens vor, der sich über Abraham legt und auch über das Zelt, in dem Sara steht. Sie sieht ihre Hände, weiß vom Brotkneten, und das Mehl auf den Händen läßt die Falten ihres langen Lebens deutlich hervortreten. Sie ist eine alte, in Würde gereifte Frau, die das Kapitel Kinderwunsch längst abgeschlossen hat. Von dem alten Kerl an ihrer Seite ganz zu schweigen. Und ob sie nun das Mehl in der Nase kitzelte, oder der Gedanke einfach ihr Zwerchfell erreichte und dort ein Eigenleben bekam, unversehens lachte sie los.
So berichtet es uns der Monatsspruch im Februar 2023: Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen. (1. Mose 21,6)
Die Bibel schreibt zwar höflich, um wohl die gebührende Demut gegenüber Gott, dem Herrn nicht ganz preiszugeben: Sie lachte bei sich selbst, also in sich hinein, aber ich stelle mir vor, wie es wohl war: Sie lachte sich schlapp. Diese ältere Dame, die gerade noch Brot knetete, steht von einer Sekunde zur anderen da wie eine junge Frau, die sich schüttelt vor Lachen, die nicht mehr aufhören kann, die außer Atem kommt, und die spürt, wie ihr die Tränen in die Augen schießen. Kein Auslachen, kein gespieltes Hahaha, da lacht jemand aus ganzer Heiterkeit. Und da geht es mir wie immer, wenn ich sehe, wie sich jemand nicht mehr halten kann vor Lachen: Ich kann nicht anders, als mit Sara mitzulachen. Ich mag Sara wegen dieses Lachens! Lassen wir doch all die protestantisch moralischen Fragen für diesen kostbaren Moment der Heiterkeit einmal beiseite: War das unhöflich? Darf man schmunzeln, geschweige denn prusten über Gottes recht ungewöhnliche Verheißungen? Man und darf, aus ganzem Herzen. Denn heiteres Lachen schenkt Freude. Gott schenkte Sara eben nicht nur gegen alle Erwartungen ein Kind, er schenkte ihr zuallererst das Lachen, die notwendige Heiterkeit. Und die Himmel ließen sich bestimmt von ihr anstecken und lachten mit. Herrlich auch der Dialog hinterher: Die drei Reisenden fragen Sara: Warum hat Sara gelacht? Sollte Gott etwas unmöglich sein? Ich stelle mir vor, wie Sara sich das Gesicht abwischt und mit immer noch glucksender Stimme und kindgleich sagt: Ich hab‘ doch gar nicht gelacht. Und einer der Reisenden sagt: Doch, hast du. Alle wissen es doch längst, aber diese herrlichen Dialoge führen die Heiterkeit ja nur fort und bleiben in der Freude. Ich stelle mir überhaupt keine ernsten, schwarz gekleideten Reisenden in dieser Szene vor, vor denen sich Abraham und Sara etwa fürchten müßten. Ich stelle mir vor, wie sie ihrerseits mit strahlenden, heiteren Gesichtern diese Botschaft überbrachten und aus ganzem Herzen mitlachten, als Sara mit ihrem Lachen die Zelthäute beben ließ. Lassen wir diese Heiterkeit zu, dann offenbart sich hinter Saras Lachen die Antwort auf den Zweifel der Menschen. Im Lachen läßt Gott uns jung bleiben. Auch in hohem Alter, wider allen Anschein. Und wenn er das vermag, ist ihm auch nichts anderes unmöglich. Lachen schenkt Freude. Und die Himmel bleiben heiter. Sara nannte ihren Sohn schließlich Isaak. Ein Wortspiel in ihrer alten Sprache, das genauso bedeuten kann: Gott schenkte mir ein Lachen.
AMEN.
 
(Diese Andacht ist konsequent in alter Rechtschreibung verfaßt)
Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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