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Evangelisch-lutherische Kirchengemeinden Salzgitter Thiede und Salzgitter Immendorf
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Aktuelle Andachtseite

Thiede
Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht Dezember 2025

Draußen ist es finster. Wärme strahlen nur die Punschstände ab und Kerzenlicht macht es heimelig in unseren Zimmern. Wir gehen auf das Solstitium zu, den kürzesten Tag, den Moment des Stillstands der Sonne, die sich wie ein Pendel nun wendet, um neu aufzugehen. Dieses Phänomen haben viele Völker und Religionen seit alters mit unterschiedlichen Festen begangen. Denn immer schon sehnen sich die Menschen nach Frieden und Gerechtigkeit, nach Licht und Wärme, nicht erst seit den Turbulenzen der letzten Jahre, nicht erst seit dem Morden im NS-Regime. Welche Metapher würde sich da für Gott näherlegen als die Sonne, die Sonne der Gerechtigkeit und des Heils, des Friedens und der Erneuerung. Genau davon erzählt das Buch Maleachi fast ganz am Ende der Prophetenworte unserer Bibel. Genau davon zeugt auch unser diesjähriger Monatsspruch im Dezember. Dort steht: Gott spricht: Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, sollaufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. (Mal. 3,20) Diese Bild ist vermutlich den meisten nicht durch Maleachi, den wenig bekannten 12. kleinen Propheten, vor Augen, sondern durch das Lied, das Otto Riethmüller 1932 aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt hat: „Sonne der Gerechtigkeit“. Er hat es als Weckruf verstanden in Zeiten des Erstarkens des nationalsozialistischen Gedankenguts, in Zeiten, in denen die Gottlosigkeit überhand zu nehmen drohte. Ähnlich der Prophet Maleachi. Er beklagt, daß die heiligen Riten nicht ordnungsgemäß eingehalten werden und ein sittlicher Verfall auszumachen ist, ja daß sogar der Nutzen des Dienens für Gott insgesamt hinterfragt wird. „Was bringt es, daß wir den Dienst für ihn verrichten und daß wir mit Trauermiene umherlaufen?“ Kennen wir das nicht auch? Wenn jemand fragt, was bringt dir dein Glaube, sind wir oft um eine Antwort verlegen. Und manchmal würden wir am liebsten ausbrechen aus den eigenen Vorsätzen. Dazu kommt damals wie heute mitunter auch ein Versagen der offiziellen Kirchen und aller, die Gott dienen. Alles in allem: Das Pendel ist am Anschlag, es muß Neues geschehen, damit nicht alles untergeht. Maleachi läßt die Menschen nicht in der Finsternis stehen. Er spricht vom Herrn der Herrlichkeit und kündet Zukunft: „Ich schicke meinen Boten. Er soll mir den Weg bereiten.“Welch vertraute Worte. Immer wieder redet Gott so zu seinen Menschen. Maleachi, vermutlich bedeutet sein eigener Name „Bote“, bezeichnet den Kommenden als den „Engel des Bundes“, als Boten Gottes, als Vollstrecker des Gerichts. Doch diese Vorstellung widerstrebt uns. Gericht? Obwohl wir ähnliche Bilder von Johannes dem Täufer kennen, dem letzten aller Propheten.Aber Ge-Richt, das bedeutet eigentlich ausrichten, gerade richten, wieder auf Schiene bringen, daß die Dinge richtig laufen. Und dazu sendet Gott seinen Boten, der eine frohe, helle, leuchtende Zusage mitbringt. „Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln.“ Die geflügelte Sonne war damals im gesamten orientalischen Raum das Zeichen für Heil und Segen, ein Schutzzeichen, eine Himmelsbotschaft. So bleibt die Frage: Was bringt mir mein Glaube? Unter anderem, daß ich dieses Zeichen erkennen kann, daß ich in der Finsternis der Tage schon das strahlende Weihnachtslicht erblicken kann; daß ich auf den Flügeln der Sonne der Gerechtigkeit erwartungsvoll und getrost dem aufgehenden Licht entgegenwarten kann. Und daß ich nicht nur mit Otto Riethmüller einstimmen kann,  sondern auch in dem Weihnachtslied EG 40 mitbitten kann:

„Drum, Jesu, schöne Weihnachtssonne,
bestrahle mich mit deiner Gunst;
dein Licht sei meine Weihnachtswonne
und lehre mich die Weihnachtskunst,
wie ich im Lichte wandeln soll
und sei des Weihnachtsglanzes voll.“


Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!

Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht November 2025

Der 4. November 1950 markiert einen Fortschritt in der Geschichte Europas, die Europäische Menschenrechtserklärung wird unterzeichnet. Vertreter und Vertreterinnen aus zwölf Staaten sind dafür in Rom zusammengekommen: aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Island, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, der Türkei und dem Vereinigten Königreich. Weitere Staaten unterzeichnen im Laufe der Zeit. Die Europäische Menschenrechtserklärung gilt heute für mehr als 700 Millionen Menschen in 46 Staaten, auch für uns hier in Deutschland.Für jeden und jede einzelne von uns. Dieses Jahr im November 2025 feiern wir ihr 75-jähriges Bestehen. Die Europäische Menschenrechtserklärung ist in Reaktion auf die Schrecken und Verbrechen des Zweiten Weltkrieges entstanden. „Nie wieder“ war das Motto: Nie wieder dürfen grundlegende Rechte und Freiheiten von Menschen verletzt werden. Dazu zählen allen voran das Recht auf Leben, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Gewissens- und Religionsfreiheit, das Recht auf faire Verfahren, die Achtung des Privat- und Familienlebens. Verboten hingegen sind Folter, erniedrigende Strafen, Sklaverei, Zwangsarbeit und Diskriminierung. Dabei ist es nicht bei einer reinen Absichtserklärung geblieben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte überwacht die Einhaltung der Erklärung. Deren Vision auf den Punkt gebracht lautet: Einstehen für die Schwachen. Diese Vision spiegelt der Monatsspruch für den November aus Ezechiel 34,16 wider. Dort verspricht Gott: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.“Einstehen für die Schwachen, für die Verlorenen, Verirrten, Verwundeten. Sich schützend vor sie stellen, ihr Anwalt sein. All das wäre zur Zeit Ezechiels eigentlich die Aufgabe der damaligen Machthaber gewesen. Doch die sind ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden. Deshalb ist Gott an ihre Stelle getreten. Gott verspricht: Wenn es die Machthaber nicht tun, dann sorge ich für die Schwachen. Für die Schwachen einer Gesellschaft einstehen, diese Aufgabe stellt sich zur Zeit Ezechiels, nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute. Auch heute wird immer wieder die Würde von Menschen mit Füßen getreten. Ein Blick in die Nachrichten genügt: Krieg, Folter, Menschen werden ausgehungert, ganze Landstriche werden ausgebombt, Kinder bekommen keinen Zugang zu Bildung. Menschen werden diskriminiert, beschimpft, ausgegrenzt. Weil sie anders aussehen, weil sie eine andere Religion haben, weil sie nicht in die gängigen Muster passen, schlicht weil sie anders sind. Ezechiel und die Europäische Menschenrechtserklärung sind heute, im November 2025, eine Erinnerung daran: Stellt sicher, daß jeder Mensch mit Würde und Respekt behandelt wird! Steht ein, steht auf für grundlegende Rechte und Freiheiten! Sie stehen allen Menschen zu. Übernehmt Verantwortung! Es braucht Menschen, die das auf der großen Weltbühne tun.Aber das reicht nicht. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, in seinem und ihrem persönlichen Alltag. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Sich einmischen, wenn gegen Ausländer geschimpft wird. Einschreiten, wenn Menschen physisch oder seelisch verletzt werden, bei Mobbing am Arbeitsplatz, in der Schule, im Freundeskreis. Gegen Diskriminierung aufstehen. Steh ein, steh auf für die Schwachen. Hier und jetzt. Getragen von dem Vertrauen, daß wir dabei nicht auf uns allein gestellt sind, sondern getragen von Gottes Zusage: Ich bin an deiner Seite. Ich werde mit dir gemeinsam „das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken“.
AMEN

Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!

Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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