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Thiede
Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht Februar 2025

Im Monatsspruch im Februar 2025 aus dem letzten Vers von Psalm 16 bringt der Beter oder die Beterin mit wenigen Worten sein Bekenntnis zu Gott zum Ausdruck: „Du tust mir kund den Weg zum Leben.“ (Psalm 16,11). Sein oder ihr Leben ist getragen von einem tiefen Vertrauen in Gott, das in jedem Vers des Gebets bekannt wird. „Bewahre mich Gott, denn ich traue auf dich.“ So beginnt der oder die Betende, und scheint sich bewußt zu sein, daß das Vertrauen eine Gabe Gottes ist.Dieses Vertrauen ist in das betende Herz eingeschrieben, und dankbar wird diese Gabe angenommen. Der Vers des Monatsspruchs erinnert mich an die Entscheidung, or die Mose das Volk Israel stellt. Er erinnert an die Gebote der Thora und ruft zur Entscheidung zwischen Leben und Glück oder Tod und Unglück auf. Mose spricht: „Liebe den Herrn, deinen Gott. Gehe auf seinen Wegen“ (Deuteronomium 30,15–20). Auf Gottes Wegen gehen heißt, seinem Ruf zu folgen. Es geht darum, Leben in einem umfassenden Sinn zu gewinnen, indem wir tun, was wir tun sollen. Dabei geht es nicht darum, einer Norm gerecht zu werden. Der Ruf Gottes wird konkret in Bund und Gesetz. Beides sind Gottesgaben an sein Volk Israel. Der Bund ist nicht revidierbar, Gott ist ihn auf ewig mit seinem Volk eingegangen. Was das Gesetz betrifft, so ist es eher als Weisung zu verstehen. Der Begriff Gesetz erweckt den Eindruck der ewigen Geltung, in Stein gemeißelt, unveränderbar für immer. Der Begriff Weisung ist hier nicht so starr, er läßt eine Entwicklung im gesellschaftlichen Dialog zu. Dieser Dialog ist zu allen Zeiten geführt worden, von den Propheten bis hin zum frühen Judentum zur Zeit Jesu und darüber hinaus bis heute. Jesus selbst hat in diesem Dialog gestanden, ohne jedoch das Feld der Thora zu verlassen. Dabei ging es immer darum, in diesem gemeinschaftlichen Ringen den Sinn des Lebens aufzudecken und deutlich zu machen, daß wir die Verantwortung für das Leben auf Erden haben. Die uns übertragene Sorge für Gottes Schöpfung nimmt uns in diese Verantwortung. Das gilt für uns als Einzelne und als Gesellschaft. Die Rückbesinnung auf Gottes Bund und Weisung kann uns den Weg zeigen, der zu gehen ist. Der Prophet Jesaja hat zu seiner Zeit gesehen, wie Menschen von diesem Weg abkommen können und wie sie blind auf den Abgrund zulaufen: „Wir hatten uns verirrt wie Schafe. Jeder kümmerte sich nur um seinen eigenen Weg.“ (Jesaja 53,6) Auch der Beter von Psalm 16 sieht die Gefahr, daß andere Wege in die Irre führen können. Wenn jeder nur auf seinen Weg sieht, dann schließt das von vornherein jedes Gespräch mit anderen aus. Dabei denke ich an ein heute mehr denn je notwendiges Gespräch zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Angesichts einer religiös vielfältigen Gesellschaft wie der unseren darf dieser interreligiöse Dialog nicht ausschließlich auf Begegnungen offizieller Religionsvertreter beschränkt sein. Ebenso wichtig ist es, dieses Gespräch auch in unserem Alltag zu suchen und zu führen. Gelegenheiten dazu sollten sich finden, wenn wir nicht nur auf unseren Weg schauen. Ich bin mir bewußt, daß ich dann keinen Absolutheitsanspruch auf meinen Weg erheben kann. Den darf ich aufgeben, ohne von dem Weg abzuirren, den Gott mir kundtut. Die Liebe gegenüber den Mitmenschen und das Vertrauen in Gott schließt Toleranz gegenüber Menschen anderen Glaubens als des meinen ein. Das schmälert nicht die Bedeutung, die der letzte Vers von Psalm 16 für mich hat. Dem Ruf zum Leben folgen und die Verantwortung übernehmen, die aus diesem Ruf erwächst. Und das heißt, an der Verwirklichung eines guten Lebens in Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten mit allen Menschen, die guten Willens sind. „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“
AMEN

Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht Januar 2025

Der Monatsspruch im Januar 2025 lautet: Christus spricht: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. (Lukas 6, 27–28) Ist die Lehre von der Feindesliebe eine totale Überforderung? Liegt in ihr im Falle realer Bedrohungen die Gefahr der Entsolidarisierung der bedrohten Gemeinschaft? Betrachtet man die Worte Jesu als Gebot oder Anforderung, gar als Regel für eine Gemeinschaft, läßt sich eine solche Einschätzung nachvollziehen. So gelesen, widerspricht die Feindesliebe der Vernunft.  Doch liest man sie als sehr persönlich gemeinte „Zumutung“ oder „Ermutigung“, ändert sich die Perspektive. Denn hier geht es um den Mut zum „mehr …“, zum „darüber hinaus“, zum Vertrauen auf das Überfließende und Grenzüberschreitende, das Jesus selbst aus der Liebe Gottes gewinnt. Dieser Liebe traut er zu, daß aus ihr eine Kraft zur Heilung gewonnen wird, sogar denjenigen gegenüber, die völlig erstarrt und in ihrer Menschlichkeit zerstört sind. Dabei bleibt die Liebe, auch wenn sie aus der Überfülle der Liebe Gottes schöpft,
immer persönlich: Ein individuelles Risiko, das der oder die Einzelne im eigenen Leben eingeht. Einschließlich der Bereitschaft, die Konsequenzen zu tragen. Das Wagnis liegt in einer aktiven, wirksamen Liebe, die von ihrer verändernden Kraft weiß. Im Aussteigen aus dem Teufelskreis von Vergeltung, Hasse und Gewalt liegt zugleich eine Provokation. Lieben aus der Fülle der Liebe Gottes setzt auf die Kraft der Überraschung. Es provoziert durch eine veränderte Kommunikation mit dem Gegner. Eine besondere Form mutigen Widerstandes. Genau deshalb wurde und wird das Lieben aus der Fülle Gottes von vielen Mächtigen verfolgt bis zur Auslöschung. Denn es bringt eine Kraft und Stärke zum Ausdruck, die nicht durch weltliche Macht gewonnen wird und darum von dieser auch nicht bezwungen werden kann. Wenn solches Lieben auf unversöhnte, ungeliebte, zerstörte Gegenüber trifft, zeigt das Wirkung, oft allerdings, indem es den Hasse weiter anheizt. Darin liegt die Zumutung der Feindesliebe für diejenigen, die sich in ihr üben. Jesus selbst hat mit seinem Leben diese Zumutung bis in die letzte Konsequenz gelebt. Er hat für seine Verfolger gebetet, hat noch am Kreuz für sie um Vergebung gebetet. Mutige Einzelne wie der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo sind ihm gefolgt. „Ich habe keine Feinde, ich kenne keinen Hasse“, so begann Liu Xiaobo seine Rede vor dem Gericht, das zu seiner Verurteilung führte. Seine Verfolger hat das offenbar geängstigt.
Noch nach seinem vermutlich aktiv herbeigeführten Tod setzten sie alles daran, jede Möglichkeit der Erinnerung an ihn zu zerstören. Doch Worte und Gedanken bleiben, weit über den Tod hinaus. Vor allem, wenn sie von der Liebe getragen sind. Ein besonders schönes Beispiel für eine große Wirkung dieser „Zu-Mutung“ der Liebe stellt die friedliche Revolution in der damaligen DDR dar. Über viele Jahrzehnte herrschte zwischen Ost und West das sogenannte „Gleichgewicht des Schreckens“. Keine Aussicht auf Veränderung. Doch dann öffnete sich ein kleiner Spalt in der Mauer. Wehrlose Menschen gingen zu tausenden auf die Straßen. Sie versammelten sich in Kirchen. Sie sangen, entzündeten Kerzen, beteten. Heerscharen von Polizisten stellten sich ihnen entgegen. „Keine Gewalt!“ war die Devise unter den Protestierenden, sobald die Polizei mit Wasserwerfern aufmarschierte. So fiel die große Mauer, die zuvor unüberwindbar schien. „Wir waren auf alles gefaßt, nur nicht auf Kerzen und Gebete“, sagten die damals Mächtigen rückblickend, selbst erstaunt über das, was geschah. Andere, neue Mächtige übernahmen anschießend die Führung. Der Beitrag christlicher Kirchen zur Wende geriet fast in Vergessenheit. Bei aller Kraft und Wirkung, die von der Liebe, besonders auch der Feindesliebe ausgeht: Sie setzt nie auf Sieg oder Macht. Vielmehr traut sie der Liebe Gottes zu, Menschen und vermeintlich unverrückbare Zustände zu verwandeln. Davon können, sollen und dürfen wir weiter in Wort und Tat erzählen, um viele für diesen Weg zu gewinnen.

Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!



Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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