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Thiede
Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht April 2025

Ich habe eine Biographie über den Karikaturisten, Erich Ohser gelesen. Erich Ohser konnte seine Abneigung gegen das NSDAP-Regime auf Dauer nicht für sich behalten. Am 28. März 1944 wurden Erich Ohser und sein Freund Erich Knauf verhaftet; der Prozeß vor dem Volksgerichtshof sollte am 6. April 1944 von Roland Freisler eröffnet werden. Erich Ohser erhängte sich in der Nacht zuvor; Erich Knauf wurde verurteilt und im Mai hingerichtet.
Die Biographie war so lebensecht, daß es mir manchmal vorkam, als würde Erich Ohse bei uns am Tisch sitzen. Es ist, als ob uns dieser Mensch, den ich nie persönlich kennenlernen konnte mit seinen Ängsten, Hoffnungen und Konflikten ganz vertraut wäre. Vielleicht weil mir nach der desaströsen Bundestagswahl viel daran gelegen ist zu warnen und Erich Ohser und seiner Person und Geschichte gerecht werden zu wollen. Ich versuche, mir auf diese Weise klar zu machen, was jene beiden aus der Geschichte des Lukas aus der der Monatsspruch stammt. empfunden haben. Der Monatsspruch im April 2025 fragt uns: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? (Lukas 24,32). Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus, womöglich sind sie Hals über Kopf aus Jerusalem davongelaufen. Ihnen lag etwas an Jesus, über dessen Tod und Sterben sie so maßlos entsetzt waren. Ein Ereignis, das Schlagzeilen gemacht hatte und über dem die Meinungen weit auseinandergingen. In einer seltsamen Koalition hatten die religiösen Führer des Volks und die Verantwortlichen der Besatzungsmacht einen aus der Welt geschafft, der beiden Seiten Probleme gemacht hatte. Sie konnten zur Tagesordnung übergehen. Anders die beiden in der Geschichte des Lukas. Sie waren mit ihm vertraut gewesen. Auch ihnen lag etwas daran, ihm und seiner Person und Geschichte gerecht zu werden. Was sollten sie denken und glauben? Waren er und seine Sache und sie mit ihm gescheitert?
Es kam ihnen so vor, als stünden sie vor dem Nichts. Da gesellt sich ein Fremder zu ihnen, dem sie ihr Herz ausschütten. Und ohne daß es ihnen so recht bewußt ist, findet sich unter dem, was ihnen auf dem Herzen liegt, nicht nur die Enttäuschung und verzweifelte Trauer, sondern auch all das Andere, was ihnen am Herzen liegt. Sie merken, welche Bedeutung all das nach wie vor für sie hat. Und während sie erzählen, wird all das lebendig, was ihnen am Herzen liegt. Und dann, bei ihrer abendlichen Einkehr, sitzt er, der all dies bei ihnen angeregt, angestoßen hat, mit ihnen am Tisch. Im selben Augenblick läßt ihn der Erzähler Lukas vor ihren Augen verschwinden. Seine sichtbare Gegenwart ist nicht mehr erforderlich. Als sie noch geredet haben, war es ihnen noch nicht klar.
Erst im Rückblick merken sie, worum es ging: Ihr Herz brannte. Sie durften wieder entdecken, wofür sie brennen. Warum braucht es dafür den Fremden? Weil so etwas nicht vom Himmel fällt. Es braucht ein Gegenüber, mit dem wir uns darüber austauschen, mit dem wir es teilen, damit die Bedeutung sichtbar werden kann, die es für uns hat. Lukas erzählt eine Beziehungsgeschichte.Es erfordert Vertrauen und Hingabe, wenn das zum Tragen kommen soll, wofür wir brennen. Vertrauen und Hingabe sind es, was Jesus gelebt und vermittelt hat und worin Christus Gestalt annimmt. In dieser Weise ist er für die Jünger gegenwärtig. Ich will mit dieser Nacherzählung nicht erklären, was Auferstehung ist. Aber ich bin überzeugt, daß diese Geschichte unsere Geschichte werden kann. Sie lädt dazu ein, daß in den widrigen Ereignissen nicht verloren geht, was uns am Herzen liegt und die Hoffnungen, die wir resigniert begraben, wieder Bedeutung bekommen. Vorausgesetzt, dies wäre uns ein Anliegen. In jedem Fall hätten wir dann den auf unserer Seite, der sich durch Vertrauen und Hingabe unter uns erweist. In der Begegnung mit ihm und im Teilen dessen, was uns bewegt, kann Veränderung geschehen und Hoffnung Früchte tragen.

Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt.

Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht März 2025

Der Prophet Amos war ein sozialkritischer Prophet aus dem Südreich Juda,
der im 8. Jahrhundert v. Chr. im Nordreich Israel wirkte.Harte Worte findet der Prophet Amos gegen Feiertage und Gottesdienste der damaligen Zeit. Er schreibt: 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.
22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören,24 sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. Hassen, verabscheuen, nicht riechen können, kein Gefallen haben, nicht unter die Augen kommen, laßt mich in Ruhe, kompromißlos kritisiert Amos die Gottesdienste. Warum eigentlich? Was ist so falsch daran, Gott ein Opfer bringen zu wollen und Lieder und Harfenspiel anzustimmen?
Schauen wir uns den Kontext an. Amos stammte aus Tekoa, einem kleinen Ort in der Nähe von Jerusalem. Als Schafzüchter lebte er im Südreich Juda, bis Gott ihn als Prophet in das Nordreich schickte, um dort, in der Hauptstadt Samaria, das Gericht über König und Volk anzukündigen. Mit seiner Botschaft richtet er sich vor allen Dingen an die wohlhabende Oberschicht, die sich durch Gewalt und Bestechung immer mehr am wirtschaftlichen Aufschwung bereichert. Genau dort ist die Kritik an den Gottesdiensten zu verankern. Der religiöse Kult profitierte von der Wohlhabenheit. Die Zahl der Opfergaben wurde immer grösser. Der Gottesdienst sorgte für ein gutes Gewissen trotz böser Taten. Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden immer ärmer. Diese Mißverhältnisse benennt Amos äußerst deutlich und droht mit Gottes Gericht. In den Versen, die unserem Abschnitt vorausgehen, trägt Amos die Gerichtsbotschaft in einer Totenklage vor.
Die Umkehr des Volkes ist ausgeschlossen und der Untergang Israels unausweichlich. Der Prophet Amos predigt damit einen Gott, der sich für das Recht und gerechte Verhältnisse einsetzt. Er verkündigt einen Gott, der sich nicht damit abfinden will, wenn die Diskrepanz zwischen Gottesdienst und Alltag untragbar und unerträglich wird. Israel mag sich nicht mehr daran erinnern, Gott zu danken und zu loben, daß sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit, sie in ihr Land geführt und bewahrt hat. Ihr Gelöbnis, sich an die Gebote Gottes zu halten und sich für die Rechte ihrer Mitmenschen einzusetzen, scheint vergessen zu sein. Mehr als 2700 Jahre später ist die soziale Not in unserer Welt genauso groß, wenn nicht sogar noch größer. Es ist schwierig, soziale Mißstände zu beheben und gerechte Verhältnisse zu schaffen.
Wer es versucht wird mißtrauisch betrachtet. Der brasilianische Bischof Dom Helder Camara sagte einmal: „Wenn ich den Armen zu essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen.  Wenn ich frage, warum sie arm sind, schimpfen sie mich einen Kommunisten.“
Die Passionszeit fragt uns jedes Jahr, was wir konkret tun wollen, damit das Recht wie Wasser strömt und die Gerechtigkeit wie ein Bach, der nie versiegt. Wie gehen wir mit dieser Frage um? Motiviert und stimuliert sie uns? Oder im Gegenteil, fühlen wir uns durch diese Frage entmutigt oder gar überfordert? Dürften wir uns nicht gestärkt fühlen, in dem Wissen, daß Gott selber sich für Gerechtigkeit und Recht einsetzt und uns begleiten und inspirieren wird in unserem solidarischen Handeln?
Ich verstehe diesen Text als eine Einladung, mich mehr für Glaube, Hoffnung, Liebe, Zärtlichkeit, Neugier und kreatives Schaffen einzusetzen, damit Entmutigung, Zweifel, Haß, Kälte und Gleichgültigkeit immer weniger Platz in dieser Welt haben.
Aus Tod kann Leben erstehen, Recht, das wie Wasser strömt und Gerechtigkeit wie ein Bach,
der nie versiegt. Sprudelndes Leben im geschwisterlichen Miteinander!


Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt.

Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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